Residenzschloss Darmstadt

Architektur, Büro, Umbau
  • Leistungsphasen: 3 - 9
  • Planungszeitraum: 2015 - 2019
  • BGF: 20.800 m2
  • BRI: 90.000 m3
  • Bauherr: Technische Universität Darmstadt, Baumanagement und technischer Betrieb, Dezernat V

Nach erfolgtem Auszug der Universitäts- und Landesbibliothek wird das Darmstädter Residenzschloss in Stand gesetzt und soll als "Wissenschaftsschloss" das Präsidium mit Konferenzbereichen, Teile der Zentralen Verwaltung und einige Bibliotheksräume der Technischen Universität Darmstadt aufnehmen.

planquadrat war für die Umplanung und denkmalgerechte Sanierung des dem Marktplatz zugewandten, barocken Schlossflügels (De-La-Fosse-Bau) zuständig. Hier wurden unter anderem ehemalige Bibliotheks- und Magazinräume in großzügige und attraktive Büros umgewandelt. In einigen Geschossen wurde die große Geschosshöhe zum Einziehen einer zweiten Ebene genutzt. In einer Art Haus-in Haus-Prinzip konnten hier die Büros dem hohen denkmalpflegerischen Anspruch entsprechend behutsam in Holzbauweise in die Bausubstanz eingefügt werden.

Im Zuge dieser Sanierung wurde auch eine Erneuerung der technischen Anlagen (Elektroinstallation, Medientechnik, Lüftung, Sanitär und Heizung) durchgeführt und das Bauwerk brandschutztechnisch ertüchtigt. In allen Pavillons (Turmbauwerken) wurden neue Aufzüge teilweise mit verglasten Stahl-Schachtgerüsten eingebaut. Bei den Planungen war es wichtig, alle Bereiche barrierefrei umzubauen sofern dies die Bausubstanz zuließ. Auch die neuesten Vorgaben der Arbeitsschutzrichtlinien sollten so weit wie möglich erfüllt werden. Bei der Umsetzung wurde vor allem darauf geachtet, den Bestand soweit wie möglich als historische Zeitzeugnisse zu erhalten, insbesondere die Innenputze und Parkettflächen. Form-, Farb- und Materialauswahl wurden sorgfältig im Einklang mit der historischen Substanz abgestimmt.

Mit einer langwierigen Unterfangung der maroden Eichenfundamente mittels Zementinjektion konnte der kontinuierlich fortschreitende Setzungsprozess des Schlosses gestoppt werden, so dass es nun wieder auf sicheren „Füßen“ steht. Der historische Außenputz wurde sorgfältig in seiner ursprünglichen Materialität und Farbgebung analysiert und steht nun in harmonischen Einklang zu dem roten Sandstein der Fassaden. Dieser wurde partiell ausgebessert und gereinigt. Alle Fenster wurden traditionell mit Leinölfarbe gestrichen und die Glasscheiben gekittet.

Ein wahres Meisterstück stellte die Einrüstung des De-La-Fosse-Baus bis hin zu den Spitzen der Zeltdächer der „Pavillons“ (Türme) dar. Die Dächer wurden wieder in einer traditionellen Schieferdeckung eingedeckt, wobei die handwerkliche Herausforderung in der Befestigung der einzelnen Schieferplatten in der lediglich rund sechs Zentimeter starken Bimsbetonschicht bestand.

Die Zwischenbauten Süd-Ost und Süd-West wurden mit einem Stahl-„Steg“ miteinander verbunden. Dazu mussten circa 1,50 m dicke Bestandswände ähnlich wie bei einem Tunnelbau durchbrochen werden. So konnte die notwendige barrierefreie Anbindung aller Arbeitsplätze des Fachbereichs 2 realisiert werden. Zudem erlaubt der verglaste Steg schöne Einblicke in den darunter liegenden Lesesaal.

In den ehemaligen Magazinebenen im 3. OG wurde eine zusätzliche Geschossdecke eingezogen. Als Konstruktion für die Decke wurde nach eingehender Analyse der Stahl-Bücher-Regale im Bestand eine statisch identische Konstruktion gewählt: Da die Dächer des Schlosses in diesem Bereich seit den 1930er-Jahren tragend ausgeführt waren, wurde die neue Geschossdecke als reine Holzkonstruktion vom Dach mittels Holzstützen abgehängt. So konnte eine nachhaltige und sehr leichte Lösung realisiert werden. Zudem sorgt die Unterseite der Holzdecke mit ihrer Lamellenstruktur auch für eine gute Innenraumakustik der darunterliegenden Büroarbeitsplätze. Eine große Herausforderung bei der Umsetzung war das Einbringen sämtlicher Holzbauteile ausschließlich über die Fensteröffnungen im 3.OG.

 

Projektmanagement: Uwe Ritter
Projektleitung: Jutta Mayer-Haber, Sina Joachim, Bianca Wöll, Laima Caspani
Team: Silvia Voss-Stolte, Katharina Baumann-Scheid, Julius Kröll, Yannic Häfelein
Objektüberwachung: Günther Hans, Alexander Gaensslen, Volker Glusa