Studico
Darmstadt
- Leistungsphasen: 1 - 5
- Planungszeitraum: 2015 - 2017
- BGF: 4.854 m2
- BRI: 12.975 m3
- Bauherr: Krieger + Schramm
Umnutzung eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes zu einem Studierendenwohnheim
Das Studierendenwohnheim liegt im Sanierungsgebiet Mollerstadt, in dem Wohnen und Arbeiten aufgrund veralteter Standards und mangelnder Instandhaltung zunehmend an Attraktivität verloren hat. Der Umbau eines nüchternen Verwaltungsbaus aus den 1950er-Jahren zu einem hochwertigen Studierendenwohnheim mit einer kleinen Büroeinheit trägt maßgeblich zur Bewältigung dieser Probleme bei und setzt einen Impuls zur Entwicklung des gesamten Quartiers. Im Zuge der Sanierung wurde durch Aufstockung mittels Gauben und Walmdach die Ausnutzung des Gebäudes erhöht und mehr Wohnraum im innerstädtischen Kontext geschaffen. Gleichzeitig konnte der zuvor versiegelte Innenhof mit Garage zu einer entsiegelten, biodivers begrünten Freifläche verwandelt werden.
Die monotone Lochfassade des Bestandsgebäudes wurde durch großzügige, vertikale Fensterbänder neu gegliedert und farblich akzentuiert. Eine weitere Veränderung umfasst die Verlegung des Haupteingangs in den Arkadengang. Dieser steht als Teil einer städtebaulichen Gesamtanlage unter Denkmalschutz und wurde grundlegend saniert. So konnte der bislang unattraktive öffentliche Raum aufgewertet und die innere Erschließung des Gebäudes verbessert werden.
Im Inneren wurde die Aufteilung der Innenwände der neuen Wohnnutzung angepasst und 92 helle, barrierefrei zugängliche Studierenden-Appartements mit Größen zwischen 18 und 55 qm geschaffen. Die Wohnungen werden durch Balkone und bodentiefe Fenster aufgewertet. Grundsätzlich wurde bei der Umnutzung der Bestand so weit wie möglich erhalten und vorhandene Gebäudesubstanz, die im Gebäude gebundene graue Energie sinnvoll weitergenutzt.
Dem Mobilitätskonzept entsprechend wurden die Parkplätze im Innenhof durch lediglich drei Carsharing-Parkplätze ersetzt, sodass keine weiteren Stellplätze für das Wohnheim erforderlich waren und zugleich PKW im innerstädtischen Bereich reduziert werden konnten. Den Studierenden stehen stattdessen ein großer Fahrradkeller und eine E-Bike-Ladestation zur Verfügung. Das Gebäude wurde im KfW-Effizienzhaus 70-Standard saniert und verfügt über eine moderne Pellet-Heizung. Bei der Wahl der Ausstattung wurde vor allem auf schadstoffgeprüfte, vom Sentitel Haus Institut freigegebene Oberflächenmaterialien Wert gelegt.
Das Projekt wurde mit dem polis Award 2023 in der Kategorie "Intelligente Nachverdichtung" ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es:
„Graue Energie sinnvoll weiter zu nutzen ist wohl eine der wichtigsten Aufgaben für unsere Zukunft. Wann immer also Bestand erhalten, sinnvoll umgenutzt und etwa durch Aufstockung nachverdichtet werden kann, sollte dies mit hilfe kluger Ansätze erfolgen. Die Jury erachtet das diesjährige Siegerprojekt in der Kategorie Intelligente Nachverdichtung als vorbildhaft hierfür. Es zeigt beispiellos wie aus einer in die Jahre gekommenen, das Stadtbild negativ prägenden Immobilie, wieder wertvoller Wohn- und Lebensraum in integrierter Lage werden kann. Ein vermeintlich kleiner Eingriff, der aber immense Strahlkraft besitzt.“
Zudem erhielt das Studico eine Auszeichnung beim 3. Hessischen Preis für Innovation und Gemeinsinn im Wohnungsbau und eine Plakette der Stadt Darmstadt zum Begrünungskonzept sowie zum Energie- und Mobilitätskonzept, gefördert durch den Bund, das Land Hessen und die Wissenschaftsstadt Darmstadt.
Projektmanagement: Markus Helfrich
Projektleitung: Asmir Arifovic-Topal, Stefanie Reitmeier
Team: Kira Kausche, Evgenij Vlasenko