Pioneer-Kaserne

Städtebau, Stadtplanung, Wettbewerbe,
Hanau
  • Planungszeitraum: 2017
  • BGF: 193.872 m2
  • Städtebaulicher Rahmenplan, 2. Platz

Die Pioneer-Kaserne ist in ihrer Grundstruktur Zeugnis einer bewegten militärischen und politischen Geschichte. Sie liegt wie eine Insel am Rande der Stadt Hanau im Übergang zum Landschaftsraum. Ihr radiales System ist sowohl den funktionalen Anforderungen geschuldet als auch Ausdruck nationalsozialistischer Gesinnung und militärischer Optimierung. Alles Bauen, alle Nutzungen war hierarchisch auf die Mitte konzentriert.

Eine solche Konversionsfläche in einen positiv konnotierten Wohnstandort zu verwandeln ist durch die Radikalität der bestehenden Struktur Herausforderung und Chance zugleich.

Der städtebauliche Entwurf nimmt daher bestehende räumliche Grundelemente der Kaserne wie die Mittelachse, die radiale Struktur und Bestandsgebäude auf und definiert sie neu. So wird die Mittelachse als prägnante Wegeverbindung beibehalten aber ausdrucksstark von der neuen Parkanlage überschrieben. Entlang der alten Mittelachse und Wegeverbindung lagern sich nun Quartierseingang, Park und Quartiersplatz an und führen den Nutzer über diese Freiräume in den Landschaftsraum.

Die Zeit der alten Struktur ist vorbei, auch wenn der aufmerksame Betrachter sie noch wahrnehmen kann. Gleich einem Ziffernblatt sind die Zeiger des radialen Systems weitergerückt und nun in einem anderen gesellschaftlichen und räumlichen Kontext verankert, ohne die Vergangenheit zu leugnen. Der Pioneer-Park legt den Schwerpunkt auf die Ost-West-Verbindung. Die neue Grundstruktur lässt narrativ-räumliche Brüche zu und schafft es dadurch, Alt und Neu in eine schwingende, die Chancen nutzende Balance zu bringen. Der Pioneer-Park bindet im Westen in Richtung der Innenstadt an und weitet sich im Osten zum Übergang in den Landschaftsraum.

Dem Quartierseingang als Grüner Platz kommt dabei die Aufgabe zu, diesen neuen Geist zu verbildlichen und einen durch Bestandsgebäude und Neubauten gestalteten und gefassten Raum auszubilden. Aus der ehemaligen Kaserne entstehen die drei Quartiere: jedes mit eigener Identität, aber im räumlichen Bild geeint.

Der Freiraum verwebt die drei Quartiere mit der Umgebung, ohne in die alten Formeln des Aufmarschplatzes zu verfallen. Der Grüne Platz, der Park, die fein vernetzten Fußwegeverbindungen, die baumbestandenen Straßen verknüpfen die ehemaligen Kaserne nun mit dem umgebenden Stadt- und Landschaftsraum und lassen für die künftigen Nutzungen eine herausragende Standortqualität entstehen.

Bestandsgebäude wie die ehemalige Kantine, die Kirche und die Mannschaftsgebäude „10 Brüder“ sollen umgenutzt und entlang des Parkes räumlich spannend in Szene gesetzt oder – wie die alte Heizzentrale – zum Herzstück eines neuen Quartiers werden.

 

Projektmanagement: Holger Grobe
Projektleitung: Oliver Walkiewicz
Team: Philipp Klinkler, Johannes Treibert