Die Darmstädter Bundestagsabgeordnete Daniela Wagner (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) gehört dem Parlament seit 2009 an und ist Sprecherin ihrer Fraktion für Bau- und Wohnungspolitik. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Verkehr, Bau, Stadtentwicklung: Energetische Sanierung und Kfw-Förderprogramme, Immobilien- und Wohnungswirtschaft, Mietrecht, das Städtebauprogramm „Soziale Stadt“ oder Wohnen und demographischer Wandel sind nur einige der Themen, mit denen sie sich beschäftigt.
Im Rahmen eines Praktikums des BDWi (Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft) besuchte sie im Herbst dieses Jahres das in ihrem Darmstädter Wahlkreis gelegene Architekturbüro planquadrat, das über einen Fachverband Mitglied in dieser Dachorganisation ist. „Die Resonanz auf unsere Aktion ‚Praxis für Politik‘ ist ein Indiz des Engagements der Abgeordneten für die in ihren Wahlkreisen ansässigen Unternehmen. Wir freuen uns sehr, den Abgeordneten neue Einblicke in Unternehmen aus der Dienstleistungswirtschaft zu eröffnen. Das gilt aber genauso für die andere Seite, die Unternehmer und ihre Mitarbeiter. Sie erleben ihren Abgeordneten hautnah und werden in Zukunft so manche Entscheidung, die in Berlin oder Brüssel getroffen wird, aus einem anderen Blickwinkel betrachten“, so BDWi-Präsident Werner Küsters in Berlin. Das Darmstädter Architekturbüro planquadrat – Elfers Geskes Krämer Part.G., seit 1998 am Platz der Deutschen Einheit am Hauptbahnhof, wird als Partnerschaftsgesellschaft mit rund 70 Mitarbeitern geführt. Die Partner sind Herbert Elfers (Dipl.-Ing. Architekt), Martin Geskes (Dipl.-Ing. Architekt/Stadtplaner) und Jörg Krämer (Dipl.-Ing. Architekt). Sie haben alle an der TH (TU) Darmstadt ihr Studium abgeschlossen und arbeiten bereits seit 1989 zusammen, damals mit der „Studentischen Arbeitsgemeinschaft Südbahnhof“ – ab 1994 mit planquadrat. Das Büro befasst sich mit Projektentwicklung, Stadtplanung, Architektur und Generalplanung.
Praktikumsprogramm
Jörg Krämer, einer der drei Partner, erläutert das Besuchsprogramm, das die Bundestagsabgeordnete absolvierte: Nach der Vorstellung des Büros bekam Daniela Wagner in der Kooperation mit drei verschiedenen Mitarbeitern einzelne Arbeitsbereiche vorgestellt. Dazu gehörten das Erstellen von Ausschreibungen, das Bearbeiten eines Werkplans, das Ermitteln von Baukosten und natürlich die Erarbeitung von Wettbewerbsentwürfen. Die Bau- und Wohnungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion diskutierte anschließend mit Jörg Krämer und seinen Kolleginnen und Kollegen über verschiedene aktuelle Schwerpunktthemen von Städte- und Wohnungsbau in Deutschland. Dazu gehörte die Diskussion um die geforderte Energieeffizienz von Gebäuden, hierzu fiel allerdings in der Debatte auch das Reizwort vom „Energiewahnsinn“. Die Fachleute von planquadrat warben bei dieser Gelegenheit dafür, mit mehr Sensibilität an das Thema heranzugehen. „Wenn alle Gebäude ein bisschen besser werden, ist mehr erreicht, als wenn wenige viel besser werden“, meinte Krämer bewusst vereinfachend. Schließlich sei hiermit auch ein städtebauliches Thema angesprochen, denn in der Summe führe die bessere Wärmedämmung natürlich auch zu einem gesteigerten Flächenverbrauch. So stoße man gerade bei Neubauten auf das Problem, die Wohnfläche verringern zu müssen, wenn man gleichzeitig größere Wandstärken einsetzt, sich aber an das Maß der maximalen Bebauung halten muss. Dies könne nur zu Lasten der Wohnfläche gehen. Im Anschluss an den Unternehmensbesuch wurde Daniela Wagner von planquadrat um ein kurzes Interview gebeten:
Anlässlich der World Green Building Week 2011 haben Sie sich gerade vor kurzem zur Frage der Energieeffizienz geäußert und für Maßnahmen vor Ort auf kommunaler Ebene geworben, gerade im Ein- und Zweifamilienhausbereich. Fanden Sie Ihre Vorschläge im Dialog mit den Bauleuten bestätigt?
Für mich ist nach wie vor das Dilemma steigender Mieten in Zusammenhang mit Energieeinsparung und den dazugehörigen Investition brisant. Das Gelingen von warmmietenneutraler, energetischer Sanierung muss das Hauptziel sein. Auch die Dämmstoffentwicklung für Gründerzeithäuser, also die Verringerung der Stärke, ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft. Erst wenn diese Materialien auch verträglich und ökologisch sind, ist eine Hauptaufgabe im Bereich Wohnen erreicht.
Beim Thema Energieeffizienz wird häufig zunächst die Frage der sozialen Vertretbarkeit der Kosten und der Aspekt des Denkmalschutzes diskutiert. Bei ihrem Besuch bei planquadrat kamen Gesichtspunkte wie städtebauliche Auswirkungen und Flächenverbrauch hinzu. Haben Sie das schon einmal von dieser Seite her gesehen?
Dass beim Thema Flächenverbrauch die Dämmstoff-Dicke eine so große Auswirkung hat, ist mir erst im Gespräch mit den Architekten bewusst geworden. Überhaupt ist Wohnungspolitik aus dem Blickwinkel der Architekten hoch interessant. Es ergeben sich neue Aspekte, die so im allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs nicht präsent sind.
Warum haben Sie beim BDWi-Praktikum mitgemacht?
Weil mich die praktische Seite meiner Bundestagsarbeit interessiert und weil es unbedingt notwendig ist, Theorie mit der Praxis abzugleichen. Das hat bei planquadrat wunderbar funktioniert.
Wie hat es Ihnen gefallen, was nehmen Sie mit?
Gut gefallen hat mir die überaus angenehme Atmosphäre und die kompetenten Gesprächspartner. Die Möglichkeit, ein großes Architekturbüro in einzelnen Schritten zu durchlaufen und damit die Komplexität eines solchen Unternehmens im Überblick zu sehen, hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, ebenso die Zugewandtheit der MitarbeiterInnen, die ihre Arbeitsfelder wunderbar erklärt haben. Ein überaus gelungener Tag mit einem hohen Grad an Nachhaltigkeit.